Ich muss an dieser Stelle einmal meinen Unmut äußern. Auf beruflicher Ebene ist etwas vorgefallen, was ich in all den Jahren meiner Referententätigkeit bisher nicht erlebt habe. Ein Vorfall, der entsprechend auch meine zukünftigen Entscheidungen beeinträchtigen wird.

Vor allem meine Entscheidungen in Bezug „pro bono“ Aktivitäten, also auf meine unentgeltliche Weitergabe von beruflicher Expertise für das Gemeinwohl.

Beginne ich vorn:

Vor wenigen Tagen erhielt ich eine recht einfach und rudimentär kurz gehaltene Anfrage für ein Podium zu einem „Gipfel“, den ich nicht näher benennen mag, der aber im Herbst in Wien stattfinden soll:

„Sehr geehrter Herr Wolf,
in der Anlage übersenden wir Ihnen in zwei PDF-Dokumenten unsere Podiumsanfrage für den *Titel der Veranstaltung*
an *Ort der Veranstaltung*. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
*Name*“

Im Anhang befanden sich PDF-Dateien, einmal ein m. E. angepasster Serienbrief und eine (vertrauliche) Liste der potenziellen TeilnehmerInnen, von denen ca. 80 % den Status „angefragt“ innehatten, rund 20 % mit Status zugesagt. Einer davon ist der Veranstalter selbst. Nicht weiter ungewöhnlich.

Da wir grundsätzlich schauen, wer um eine Teilnahme bittet und uns, genauer gesagt mich mit einer Fachexpertise auf dem Podium haben möchte, beleuchteten wir natürlich die Veranstaltung und den Veranstalter. Nach kurzer Recherche haben wir auch gesehen, was das für ein Event ist und zugesagt. Kein Problem von unserer Seite.

Der Veranstalter merkt im ersten Satz des PDFs an, dass eine Teilnahme „pro bono“ ist, er also nichts zahle und ich somit gratis mein Wissen den BesucherInnen der Veranstaltung zur Verfügung stelle.

Das ist vollkommen normal, das geschieht häufig. Ich mache das auch durchaus gern, speziell für Institutionen oder Personen, mit denen ich in der Vergangenheit bereits guten Kontakt hatte, die sehr freundlich fragen oder entsprechende PR anbieten und selbst kein Geld für die Veranstaltung verlangen.

Bei unserer Kurzrecherche fiel jedoch auf, dass dieser „Gipfel“ bis dato immer kostenpflichtig war (über 500 € regulärer Fachtagungspreis ohne Rabatte). Ich habe daher meine Kollegin, die meine Termine managt und die offizielle Schnittstelle somit bildet, gebeten, trotz des Hinweises auf „pro-bono“ auf ein eventuell doch mögliches Honorar oder zumindest eine Ausfallskompensation anzusprechen, dennoch aber grundsätzlich dankend zuzusagen.

Mail abgesendet. Alles in Ordnung? Nein.

Ich muss gestehen, dass ich die bis dato unverschämteste Ablehnung bekommen habe, die jemals bei uns eingetroffen ist.

Auf die Frage „Mit welchem zeitlichem Aufwand, abgesehen von der einstündigen
Diskussion, kann Herr Wolf in etwa rechnen?“ kam die Antwort „Herr Wolf darf natürlich an der gesamten Veranstaltung teilnehmen.
Angefragt wurde er jedoch nur für die einstündige Podiumsrunde.“, Das irriterte mich bereits, da mir augenscheinlich die „Gnade“ komplett teilzunehmen gewährt wurde.

Aber auf die von mir erbetene Anfrage „Ist von Ihrer Seite ein Honorar, bzw. eine Aufwandsentschädigung vorgesehen?“ kam dann direkt eine ABSAGE zu dem Termin, auf den wir eigentlich bereits zugesagt hatten. Vor allem in einem Ton, den ich gegenüber meiner Kollegin für äußerst unangebracht halte, nämlich:

„Wie auch im ersten Absatz der Anfrage vermerkt, handelt es sich um einen Pro-Bono-Termin. Schade. Wir werden daher nun gerne einem anderen Verein die „große Bühne“ an der *Ort der Veranstaltung* anbieten.“

Ich bin sehr irritiert und auch verärgert. Nicht wir als Mimikama waren hier die Bittsteller, das war der Veranstalter. Die Rolle zwischen Bittsteller und angefragtem Experten schien plötzlich vertauscht, und eine eigentlich nachvollziehbare Nachfrage wurde als unangemessen dargestellt.

Es wäre sicherlich eine Lösung im Raum gewesen, zumal ich eine Teilnahme signalisiert habe. Nur halte ich es für durchaus legitim, das Thema anzusprechen, wenn ich bei einem Veranstalter, der pro Person über 500 € Teilnahme verlangt, aber von seinen geladenen Gästen Gratisbeiträge erwartet, das Thema Aufwand ansprechen zu dürfen.

Das Ganze hätte nun seinen gütlichen Abschluss finden können. Wir versuchten, das entstandene Missverständnis in einem weiteren Schreiben zu klären, betonten unser Interesse an der Teilnahme und erläuterten unsere Beweggründe für die Nachfrage nach einem Honorar. Denn auch ein Mimikama lebt nicht allein von Luft und Liebe. Wir sind ein Verein OHNE Förderungen und es handelt sich um eine Expertise, die andernorts grundsätzlich und sehr wohl, vor allem auch dankend honoriert wird.

In der E-Mail haben wir auch klärend gebeten, ob wir eventuell entstandene Missverständnisse aus der Welt räumen können und sind erneut auf den Veranstalter zugegangen (nicht vergessen: ER war der Bittsteller und „wirbt“ entsprechend in seiner Liste gegenüber anderen auch damit, dass „Andre Wolf“ angefragt ist). Wie bereits erwähnt, alles offen unsererseits. Wir haben geschrieben:

Klären wir es …

„Lassen Sie mich doch bitte kurz zusammenfassen, um sicher zu gehen, dass ich nicht einen Teil der bisherigen Kommunikation missverstanden haben könnte.
Der Teilnahme Herrn Wolfs an Ihrer Podiumsdiskussion haben wir grundsätzlich mit großem Interesse zugestimmt und Ihnen daraufhin zwei kurze, durchaus branchenübliche, Fragen zum zu erwartetem Aufwand und einer eventuellen Aufwandsentschädigung, gestellt.
Aufgrund Ihrer Antwort muss ich gestehen, dass ich wirklich überrascht bin: Herr Wolf geht niemals unvorbereitet zu Veranstaltungen. Und diese Vorbereitung erfordert einen gewissen Aufwand.
Jetzt würde mich noch interessieren, aus welcher Passage Sie herauslesen konnten, dass wir ohne die Zahlung eines Honorars oder einer Aufwandsentschädigung nicht an Ihrer Podiumsdiskussion teilnehmen wollten.“

Die kurze und schroffe Antwort auf diese Bitte war erstaunlich: Da wir trotz Hinweis auf „pro bono“ nach einem Honorar gefragt hätten, habe man sich für einen anderen Referenten entschieden.

Mir geht es nicht um die Veranstaltung. Ich habe pro Woche 2–4 Veranstaltungen, oftmals wesentlich prominentere und größere Bühnen mit mehr Publikum und interessanten Menschen, sodass diese Ausladung komplett irrelevant ist. Vor allem, da ich an der Veranstaltung eher keinen eigenen Vorteil gehabt hätte (ich hätte gratis Freizeit geopfert), der Verein Mimikama wahrscheinlich auch nicht.

Was ich hier jedoch problematisch ansehe, ist das Selbstverständnis, Leistungen gratis einzufordern, wenn jemand jedoch zumindest auf Kompensation anspricht, unkommunikativ die Türe zuzuschlagen und eine Schuldumkehr zu betreiben. Das geht schlichtweg nicht.

Das wird leider Auswirkungen haben auf zukünftige Entscheidungen, wie bereits gesagt. Niemand hat etwas zu verschenken, auch ich nicht. Ein freundlicher erklärender Schriftverkehr hätte vieles vermeiden können. Stattdessen wurde meine Kollegin im Schriftverkehr alpha-hierarchisch abgekanzelt.

Ich bin weiterhin irritiert und erschüttert und wollte dieses sehr gerne kundtun.

Und wie ich aus zahlreichem Feedback mittlerweile weiß, findet dieses Gebaren häufiger statt. Jedoch ab sofort ohne mich.